Wie komme ich an wissenschaftliche Literatur? Und wie finde ich gute wissenschaftliche Printquellen und nicht nur Internetquellen?
Das sind typische Fragen von Studenten, wie ich sie immer wieder in den Schreibberatungen oder bei meinen Sprechstunden an der Hochschule gestellt bekomme.
Ich bemerke das immer wieder, dass vielen die Literatursuche schwerfällt.
Manchmal suchen Studenten einfach nur im Internet oder in der Institutsbibliothek vor Ort. Und manchmal wissen sie einfach nicht, wie man eine Literatursuche effektiv durchführt und suchen dann mal eher so "ins Blaue".
Das hat Nachteile, ich möchte euch zunächst erklären, warum.
Die Literaturrecherche
Die Grundlage für wissenschaftliches Schreiben ist immer eine gründliche Literaturrecherche. Am besten übt ihr die Literaturrecherche direkt bei euren ersten Hausarbeiten, dann seid ihr darin fit, wenn ihr eure Bachelor- oder Masterarbeit schreibt.
Wenn ich meine Studenten frage, wie sie bisher an Literatur bekommen sind, bekomme ich meist zwei Varianten zu hören:
Variante 1: Es wird ausschließlich im Internet zum Beispiel über Google Scholar nach Literatur gesucht.
Variante 2: Es wird nur in der Unibibliothek vor Ort oder in der Institutsbibliothek gesucht.
Beides genügt nicht.
Die Unibibliothek oder Institutsbibliothek hat nicht immer alles, was für die Bearbeitung eines Themas relevant und wesentlich ist. Gerade neuere Literatur zu einem aktuellen Forschungsstand kann fehlen.
Google Scholar an sich ist gar nicht schlecht, es hat aber einige Nachteile.
So gibt es zum Beispiel kaum Filtermöglichkeiten, Google Scholar findet auch Pseudowissenschaft (keine geeignete Qualität), manchmal wird die Autorschaft falsch zugeordnet oder es gibt kaum Primärquellen. Der aktuellste Forschungsstand wird meist nicht abgebildet, da Google Scholar nur die zugänglichen Onlinequellen verwendet.
Sich rein auf Google Scholar zu verlassen ist also keine gute Idee.
Zwei Möglichkeiten der Literaturrecherche
1 Unsystematische Literaturrecherche - das "Schneeballsystem"
Was du hier siehst, ist die Literaturrecherche nach dem Schneeballsystem.
Wie funktioniert das?
Du gehst von einem dir bekannten Titel aus. Vielleicht hast du ja schon eine gute und geeignete Quelle, einen bekannten Aufsatz oder ähnliches.
Im Literaturverzeichnis dieser Quelle findest du weitere Quellenangaben zu deinem Thema.
In diesen Quellen schaust du wieder in das Literaturverzeichnis und so weiter --> siehe Grafik.
So verschaffst du dir einen Überblick über gängige Literatur zu deinem Thema.
Aber Vorsicht! Sehr aktuelle Literatur zu einem Thema wirst du auf diese Art eventuell nicht entdecken. Für einen ersten Überblick oder um Standardwerke zu finden, eignet sich die Methode aber sehr gut.
2 Systematische Literaturrecherche
Das Schneeballsystem (unsystematische Literaturrecherche) empfehle ich für den Einstieg in ein Thema.
Vor allem, wenn du bereits eine konkrete Forschungsfrage aufgestellt hast, empfehle ich für tiefer gehende und weiterführende Recherche die systematische Literaturrecherche.
Im Gegensatz zum Schneeballsystem gehst du hier strukturiert und systematisch vor. Mit der systematischen Literaturrecherche kannst du aus einer großen Menge an Literatur die für dich relevante herausfiltern.
Systematische Literaturrecherche in 5 Schritten:
1 Suchbegriffe bestimmen:
Erstelle eine Liste mit relevanten Schlagwörtern, die sich an deiner Forschungsfrage orientieren.
2 Literatursuche durchführen: Nutze Datenbanken (z. B. Web of Science) und mach dich mit OPACs, aber auch mit Meta-Suchmaschinen vertraut. Der "Karlsruher virtuelle Katalog" ist eine der bekanntesten Meta-Suchmaschinen.
Hier --> geht es zum Katalog.
Suche auf jeden Fall auch gezielt nach Aufsätzen zu deinem Thema. Die Benutzung von Fachaufsätzen zu deinem Thema zeigt, dass du dich intensiv mit deinem Thema auseinandergesetzt hast und die Literaturrecherche beherrschst.
3 Suchergebnisse überfliegen: Du brauchst während der Literaturrecherche nicht die gesamte Literatur im Detail zu lesen. Ein Überfliegen ist meist ausreichend. Behalte dabei aber deine Fragestellung im Kopf und filtere danach, ob die Literatur für deine Arbeit im Sinne der Fragestellung relevant ist.
Besonders hilfreich ist es, wenn du in die Gliederung, die Einleitung, das Abstract und das Fazit einer Arbeit schaust. So bekommst du schnell einen Eindruck, ob die Literatur für dich passend ist.
4 Literaturauswahl treffen:
Wähle dann die Literatur aus, die zur Beantwortung deiner Forschungsfrage am relevantesten ist. Ganz wichtig ist auch zu überprüfen, ob die Quelle vertrauenswürdig und zitierfähig ist.
5 Literatur dokumentieren: Notiere dir die Quellen mit kurzen relevanten Informationen und in formal korrekter Zitierweise. So vergisst du keine Quellen oder Informationen darüber, wo du eine Quelle gefunden hast. Und du kannst beim Schreiben deiner Arbeit jederzeit Literatur aus deiner Liste benutzen und formal korrekt zitieren. Um Literatur zu dokumentieren, eignen sich Excel-Tabellen oder das Literaturverwaltungsprogramm Citavi.
Weitere Tipps für die Literaturrecherche
Eine Kombination aus Schneeballsystem und systematischer Literaturrecherche ist am besten.
Das Schneeballsystem eignet sich für einen für einen ersten Überblick über die Literatur zu einem Thema und für einen Einstieg in tiefer gehende Literaturrecherche.
Bei der Literaturrecherche gehst du immer vom Allgemeinen ins Spezielle.
Und du gehst immer vom Neuen zum Alten, denn neuere Literatur gibt den aktuellen Forschungsstand wieder.
Wenn du Hilfe bei der Literaturrecherche oder Literaturdokumentation brauchst, bin ich für dich da.
Ich unterstütze dich ganz individuell auf dich zugeschnitten.
Hier geht es zur Schreibberatung -->
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