Nachdem ich euch die häufigsten formalen Fehler in Bachelor- und Masterarbeiten vorgestellt habe, geht es heute um inhaltliche Fehler.
Die Liste der inhaltlichen Fehler ist sehr lang, deshalb habe ich euch die 4 häufigsten inhaltlichen Fehler ausgesucht.
Nicht nur beim Aufbau befolgen wissenschaftliche Arbeiten bestimmten Regeln des wissenschaftlichen Schreibens.
Diese Regeln gibt es auch für den Inhalt.
Inhaltliche Fehler können euch wertvolle Punkte kosten und eure Note deutlich negativ beeinflussen.
1 Nur deskriptiv Schreiben
Viel Text ist nicht automatisch gut.
Ich habe sehr oft Arbeiten mit einem großen Seitenumfang vor mir liegen.
Aber häufig besteht ein Großteil dieser Arbeit aus reinem Zusammentragen aus der Literatur.
Was dann fehlt, ist die Eigenleistung. Diese Arbeiten sind dann überwiegend beschreibend, also deskriptiv.
Eigenleistung meint eigenständige Reflextion und Analyse in Form von eigenständigem Bewerten, Vergleichen, Gegenüberstellen und Diskutieren zum Beispiel verschiedener Forschungspositionen im Sinne der aufgestellten Forschungsfrage.
Gerade wenn du eine Note im 1er bis 2er Bereich erreichen willst, ist die Eigenleistung ein wichtiges Bewertungskriterium.
Achte also auf deine Eigenleistung.
Zeige eigenständige Bewertungs-, Reflextions- und Analysefähigkeit!
2 Die fehlende Forschungsfrage/ Fragestellung
Ich sage das in meinen Sprechstunden immer sehr deutlich, dass eine konkrete, klar formulierte und gut eingegrenzte Forschungsfrage/ Fragestellung für eine wissenschaftliche Arbeit essenziell ist.
An der Forschungsfrage leiten sich der gesamte Aufbau, die Gliederung und alle weiteren Arbeitsschritte der Arbeit ab.
Die Forschungsfrage ist das Herzstück und Fundament einer wissenschaftlichen Arbeit. Sie bestimmt auch den inhaltlichen roten Faden.
Du kannst ein Thema nur dann wissenschaftlich bearbeiten, wenn du eine konkrete Fragestellung formulierst. Ohne konkret formulierte Forschungsfrage läufst du sogar Gefahr, am Thema vorbeizuschreiben oder dich zu verzetteln (inhaltlicher roter Faden geht verloren). Die Arbeiten, die ich korrigiere, die keine konkrete Forschungsfrage besitzen, bleiben zudem meist sehr oberflächlich und deskriptiv.
Tipp:
Vermeide unbedingt Formulierungen wie: "In meiner Arbeit gebe ich einen Überblick über …"
Hier hat sich übrigens noch ein beliebter Fehler eingeschlichen --> die Ich-Form. Dazu gleich mehr.
Formuliere eine konkrete, klar formulierte und gut eingegrenzte Forschungsfrage!
Was eine gute Forschungsfrage ausmacht und was der Unterschied zwischen Forschungsfrage und Hypothese ist --> folgt in einem nächsten Blogbeitrag.
3 Fehlender inhaltlicher roter Faden
Dieser "Fehler" hängt eng mit einer fehlenden oder nicht präzise formulierten Fragestellung zusammen.
Der inhaltliche rote Faden ist eng mit dem Thema der Arbeit und der Forschungsfrage verknüpft und ist das Leitmotiv einer wissenschaftlichen Arbeit.
Der inhaltlicher rote Faden bezieht sich demnach und auf die innere Logik bzw. die Stringenz.
Oft habe ich Arbeiten vor mir liegen, die zwar in der Einleitung ein Ziel formulieren, aber keine konkrete und präzise Fragestellung besitzen.
Bei vielen dieser Arbeiten geht dann im Hauptteil der Arbeit der inhaltliche Fokus verloren. Manchmal werden Arbeiten dann auch deutlich am Thema vorbeigeschrieben.
Meine Erfahrung zeigt: Arbeiten ohne konkreten Forschungsschwerpunkt / Fragestellung verlieren häufig den inhaltlichen roten Faden, was sich absolut negativ auf die Bewertung auswirkt.
Inhaltlich stringent ist eine Arbeit dann, wenn sich Aufbau und Inhalt an der Fragestellung der Einleitung orientiert.
Tipp:
Frage dich beim Schreiben deiner Arbeit:
Spiegelt meine Gliederung das Vorgehen im Sinne der Fragestellung wider?
Passt der Inhalt des Hauptteils zur Forschungsfrage der Einleitung?
Ist der Inhalt in den Kapiteln des Hauptteils relevant zur Beantwortung der eingangs aufgestellten Forschungsfrage?
Passt das Fazit zum in der Einleitung angekündigten Vorgehen?
Passt das Fazit zur Forschungsfrage und zum Inhalt des Hauptteils?
4 Sprachstil
Der Sprachstil ist in wissenschaftlichen Arbeiten sehr wichtig. Er bestimmt unter anderem die Lesbarkeit und folgt bestimmten Regeln wissenschaftlichen Arbeitens.
Das Sprachniveau und ein guter sprachlicher Ausdruck sind ebenfalls Bewertungskriterien.
In wissenschaftlichen Arbeiten wird ein wissenschaftlicher Sprachstil benutzt.
Vermeide umgangssprachliche Formulierungen.
Ein wissenschaftlicher Sprachstil soll verständlich, präzise und schlüssig sein.
Tipp:
Schreibe in einfachen, klaren und übersichtlichen Sätzen, damit Aussagen klar erkennbar sind.
Einfache Sätze heißt aber nicht, dass du wie in WhatsApp-Nachrichten schreibst (oh ja das habe ich auch schon in Arbeiten gesehen).
Vermeide Formulierungen wie z. B. "man" , "soll" und auch die "Ich-Form".
Die "Ich-Form" ist einfach ein No-Go. Und die Formulierung "man" klingt einfach nicht gut und beeinflusst den Sprachstil und damit die Bewertung negativ.
Mehr zu wissenschaftlicher Sprache und warum auch die Formulierung "soll" vermieden wird --> in einem nächsten Blogartikel.
Comments